Institut für Palaeoanatomie und Geschichte der Tiermedizin
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Nepal

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft förderte von 1991 bis 1997 ein interdisziplinäres Schwerpunktprojekt mit der Bezeichnung "Staatenbildung und Siedlungsprozesse im Tibetischen Himalaja". Für die Untersuchung von Siedlungsprozessen unter extremen naturräumlichen Bedingungen bietet der Hohe Himalaja unter Einschluß des Tibetischen Himalajas ideale Voraussetzungen: Er ist Klima- und Landschaftsscheide, ist Durchzugsgebiet und Rückzugsraum zugleich. Außerdem konservierten sich in den abgelegenen Tälern Reliktformen der von Zerstörungen weitgehend verschont gebliebenen architektonischen, künstlerischen, literarischen und sozialen Tradition.

Die Untersuchungen, an denen zahlreiche Wissenschaftler unterschiedlicher Disziplinen mehrerer deutscher und ausländischer Universitäten teilnahmen, konzentrierten sich auf einen Abschnitt des Kali Gandaki-Tals zwischen Marpha und Kag-beni und auf das Dzong-Khola-Tal, auch Muktinath-Tal genannt, einem Seitental des Kali Gandaki-Flusses. Das Untersuchungsgebiet liegt in Höhen zwischen 2500 (Marpha) und 4000 m (Muktinath) ü. N. N.und stellt einen für Mensch und Haustier extremen Lebensraum dar.

Insgesamt drei archäologische Teams arbeiteten im oben angegebenen Zeitraum an 6 verschiedenen Fundstellen. Die ältesten Besiedlungsnachweise datieren aufgrund von C14-Daten an Holz- und Tierknochenfunden in das frühe 8. vorchristliche Jahr-hundert (Fundstelle Chokopani bei Marpha). Eine weiträumigere Besiedlung, die auch das Muktinath-Tal erfaßte, erfolgte zwischen dem 1. bis 3. nachchristlichen Jahrhundert. Von da an ist eine kontinuierliche Nutzung des Gebiets durch Menschen bis in die Jetztzeit festzustellen.

Bei den archäologischen Ausgrabungen wurden auch große Mengen an Tierknochen gefunden, die Zeugnis geben von der Tierwirtschaft und den Jagdaktivitäten der früheren Bewohner dieser Region, von der Bedeutung der einzelnen Haustiere im dörflichen Verband und für die Ernährung der Menschen. Schließlich sind die Tierknochenfunde mitgeeignet zu prüfen, ob diese Landschaft, die nördlich der großen Erhebungen der Gebirgskette des Himalajas gelegen, kaum Regen empfängt, von Anbeginn an so karg gewesen ist.

Die tierartliche Bestimmung der meisten Tierknochenfunde und deren Vermessung führten die Mitarbeiter während jährlicher mehrwöchiger Aufenthalte vor Ort durch, denn Tierknochen gehören nach den nepalesischen Gesetzen zu den Antiquitäten und dürfen nicht ausgeführt werden. Nur ohne Vergleichsskelettsammlung nicht bestimmbare und andere ausgefallenen Funde wurden mit behördlicher Genehmigung nach München überführt und weiter untersucht.

Literatur

von den Driesch A. & H. Obermaier, 2009. Ein bäuerliches Ritual aus dem Annapurna-Massiv / Himalaja Nepal. In: J. M. Bagley et al (Hrsg.), Alpen, Kult und Eisenzeit; Festschrift für Amei Lang zum 65. Geburtstag. Internationale Archäologie: Studia honoraria 30, 565-574. Rahden/Westf.: Leidorf.

Alt K. W., Burger J., Simons A., Schön W., Grupe G., Hummel S., Grosskopf B., Vach W., Téllez C B.., Fischer C.-H., Möller-Wiering S., Shrestha S. S, Pichler S. L & A. von den Driesch , 2003. Climbing into the past – first Himalayan mummies discovered in Nepal. Journal of Archaeological Science 30 (11), 1529-1535.

von den Driesch A., Manhart H. & Schmitt B., 2000. Archäozoologische Untersuchungen in der mittelalterlichen Siedlung von Khyinga-Khalun, Distrikt Mustang/Nepal. Beiträge zur Allgemeinen und Vergleichenden Archäologie 20, 45-108.

von den Driesch A., Manhart H., Maurer P. & Pohl E., 1998. Ritual deposits at Garab-Dzong, Dist. Mustang. Ancient Nepal 140, 53-59.

von den Driesch A., 1995. Wild Life in ancient Khingar, Mustang. Archaeological Evidence for locally extinct animal species in the Dzong Khola Valley, Northern Nepal. Archaeofauna 4, 115-130.

Hüttel, H.-G. 1994. Archäologische Siedlungsforschung im Hohen Himalaja. Die Ausgrabungen der KAVA im Muktinath-Tal/Nepal 1991-1992. Beiträge zur Allgemeinen und Vergleichenden Archäologie 14, 47-142, Mainz.

von den Driesch A., 1993. Faunal remains from early houses in Khinga, District of Mustang/Nepal. Ancient Nepal. Journal of the Department of Archaeology 134, 18-22. Kathmandu.