Institut für Palaeoanatomie und Geschichte der Tiermedizin
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Arabische Veterinärtexte

Die Handschrift stammt aus dem 8./14. Jh.: folio 88, Einguss bei nicht stinkendem Rotz (aus: Fuat Sezgin (Hg.), Book on Veterinary Medicine, Kitāb al-Baytara, Frankfurt 1984).

Zur Kontinuität des hippiatrischen Erbes der Antike im arabischen Sprachraum des Frühmittelalters

Die Rolle der frühmittelalterlichen arabischen hippiatrischen Werke bei der Vermittlung des tiermedizinischen Wissens der Antike an das mittelalterliche Abendland war bislang weitgehend ungeklärt.

Ziel dieses Projektes war es, die wichtigsten arabischen hippiatrischen Werke, zu denen das Werk ibn ahi Hizam, die Schriften von ibn al-Ahnaf und ibn al-Mundir sowie die arabische Version der Hippiatrie des Theomnest gehören, zu edieren, zu übersetzen und kommentieren. Im Kontext mit weiteren Werken wie dem Text ibn al-‘Awwāms oder dem Do Faras-Nameh sollten sie interpretiert und auf ihre Quellen überprüft werden.

Zu den „Überraschungen“, die sich im Projektverlauf ergaben, zählt vor allem die unerwartete Fülle an Handschriften des Kitāb al-Baytara, die die Bedeutung und Verbreitung dieses Werkes innerhalb der arabischen Welt, aber auch darüber hinaus dokumentieren. Aus philologischer Sicht erstaunte die Anzahl der bisher nicht belegten tiermedizinisch relevanten Begriffe. Auch die deutliche Abhängigkeit von 150 Kapiteln zum Text des Theomnest war in der ersten Bearbeitungsphase nicht zu erkennen. Darüber hinaus gibt es über 40 Rezepte, die aus dem Corpus Hippiatricorum Graecorum bekannt sind, aber nicht aus dem arabischen Theomnest. Für weitere Abschnitte, die keine Äquivalente im Corpus Hippiatricorum Graecorum haben, müssen aus philologischer Sicht mit hoher Wahrscheinlichkeit ebenfalls griechische Quellen angenommen werden.

Die Verflechtungen mit den benachbarten Disziplinen wie der Pharmakologie (Materia medica) und der Humanmedizin ließen sich nur für einzelne Stellen, wie z. B. im Bereich der Augenheilkunde nachweisen.

Anhaltspunkte für einen Wissenstransfer vom Orient zum Okzident im Hoch- und Spätmittelalter sowie die Bedeutung der „Hippiatrica arabica“ für die Entwicklung der Pferdeheilkunde im spätmittelalterlichen Abendland, sind ansatzweise zu vermuten, konnten aber vom augenblicklichen Forschungsstand aus nicht nachgewiesen werden.

Die zentrale Stellung der arabischen Pferdeheilkunde des Theomnest und des KITaB AL-fURusiYA WA-L-BAY+ARA als Vermittler zwischen den Texten der griechischen und arabischen Tradition konnte durch dieses Projekt vollends bestätigt werden.

Literatur

Heide, M.: Beschreibung und Behandlung einiger Erkrankungen, die die Extremitäten der Pferde betreffen aus dem Kitāb al-furūsīya wa-l-baytara des Muhammad ibn Ya‘qūb ibn ahī Hizām al-Huttulī

Weidenhöfer, V.: Heide, M. und J. Peters: Zur Frage der Kontinuität des hippiatrischen Erbes der Antike: Die Behandlung von Erkrankungen des Bewegungsapparates im Kitāb al-furūsīya wa-l-baytara von Muhammad ibn Ya‘qūb ibn ahī Hizām al-Huttulī, Sudhoffs Archiv, Band 89, Heft 1 (2005).

Weidenhöfer, V., Heide, M., Saker, S., Weninger, S., M. V. Ritz und J. Peters: Hippiatrika Arabica: Kontinuität und Innovation, Pferdeheilkunde 22, 2006, 1, 41-57.

Heide, M: Ibn Ya‘qūb ibn ahī Hizām al-Huttulī: Kitāb al-furūsīya wa-l-baytara. Edition und Übersetzung (in Vorbereitung).

Saker, S.: Die Pferdeheilkunde des Theomnest von Nikopolis in arabischer Übersetzung. Ein Handbuch für den praktischen Tierarzt im arabischen Sprachraum des Frühmittelalters. Diss. Phil. Marburg 2006.