Institut für Palaeoanatomie und Geschichte der Tiermedizin
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Oberer Euphrat

DFG-Projekt: Domestikation von Huftieren und frühe Haustierhaltung im Oberen Euphrat Becken.

Die Ausbreitung von Gräsern am Ende des Pleistozäns brachte in großen Teilen des Fruchtbaren Halbmondes eine tief greifende Änderung für die Lebensweise des Menschen mit sich, die durch die Entstehung einer sesshaften Lebensweise und einer zunehmend auf dem Verzehr von Wildgetreide basierende Ernährung gekennzeichnet ist. Während zu dieser Zeit der Bedarf an tierischer Nahrung hauptsächlich durch die Jagd auf gras- bzw. gras- und blattfressende Wildherbivoren gedeckt wurde, beginnt im Laufe des Frühholozäns die Nutztierhaltung mit der Domestikation von Ovis und Capra, und etwas später von Sus und Bos.

Dieses Projekt zielt darauf ab, tiefere Einblicke in die ökonomischen und ökologischen Voraussetzungen während der Frühphase der Domestikation von Huftieren am Oberen Euphrat zu gewinnen, einem Gebiet, dessen Bedeutung als Schlüsselregion für die neolithische Revolution erst vor kurzem erkannt wurde. Die Domestikation – definiert als die menschliche Kontrolle über die Mobilität, Ernährung und Fortpflanzung von Tieren – bringt physiologische, morphologische und genetische Veränderungen bei den betroffenen Tieren mit sich.

Makroskopische, mikroskopische und molekularbiologische Untersuchungen an endpleistozän- und frühholozänzeitlichen Tierresten von Fundplätzen in Südostanatolien und Nordsyrien sollen dazu dienen, diachrone wie regionale Veränderungen in den Nutzungs-mustern (Artenspektrum, Alters- und Geschlechterverteilungen, Pathologien), in der Körpergröße, in den stabilen Isotopensignaturen, und in der mtDNA-Diversität der Huftiere aufzudecken. Ausgewählte Fundstücke werden zur Radiokarbondatierung eingereicht, um einen Zeitrahmen für die Anfänge der Einflussnahme des Menschen auf die Lebenszyklen seiner Nahrungstiere zu ermitteln.